Vom Ich zum Wir – Psychotherapie und Selbsthilfe im Dialog

Warum Psychotherapie und Selbsthilfe so gut zusammenpassen

Als Psychotherapeut*in wissen Sie, welchen Wert gegenseitige Unterstützung hat – sei es in der Gruppentherapie oder im therapeutischen Prozess. Selbsthilfegruppen setzen genau hier an: Menschen mit ähnlichen Erfahrungen kommen zusammen, tauschen sich aus und stärken sich gegenseitig – ohne professionelle Anleitung, aber mit viel gemeinsamer Kompetenz.

Empirische Studien zeigen: Selbsthilfegruppen fördern das Selbstbewusstsein, bauen Ängste ab und vermitteln strategische Bewältigungskompetenzen. Teilnehmende berichten von mehr Zuversicht und Stabilität im Alltag. In manchen Fällen konnten sogar stationäre Aufenthalte vermieden werden.

Selbsthilfe ersetzt keine Psychotherapie – aber sie ergänzt sie sinnvoll. Besonders im Suchtbereich ist der Nutzen gut belegt: Die Rückfallquoten sinken deutlich bei Personen mit Selbsthilfeanbindung.

Unser Ziel

Mit dem Projekt „Vom Ich zum Wir – Psychotherapie und Selbsthilfe im Dialog“ möchten wir Therapeut*innen ermuntern, das Konzept der gemeinschaftlichen Selbsthilfe stärker in ihre tägliche Arbeit einzubeziehen.
Denn davon profitieren alle: Ihre Klient*innen, andere Betroffene – und nicht zuletzt Sie selbst durch neue Perspektiven und Kooperationsmöglichkeiten.

Wie Selbsthilfe wirkt

Gemeinschaftliche Selbsthilfe ist vielfältig, niedrigschwellig und wirksam. Es gibt Gruppen für Frauen, Männer, queere Personen, junge Erwachsene, Ältere – in vielen Muttersprachen und für verschiedene Lebenslagen.
Einige Gruppen treffen sich persönlich, andere online. Manche tauschen sich regelmäßig im Gesprächskreis aus, andere verbinden Bewegung, Freizeit oder kulturelle Aktivitäten.

Vertraulichkeit ist dabei selbstverständlich: Was in der Gruppe besprochen wird, bleibt in der Gruppe. Positive Effekte entstehen besonders bei regelmäßiger Teilnahme.

Nachgewiesene Wirkung

(Quelle: SHILD-Studie, UKE/MHH/Uni Köln)

8 von 10 Selbsthilfeaktiven …

… haben neue Wege im Umgang mit ihrer Erkrankung gefunden.
… sind zuversichtlicher und motivierter.
… übernehmen mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit.

7 von 10 Selbsthilfeaktiven …

… lernen in der Gruppe mehr über ihre Erkrankung.
… können Gesundheitsinformationen besser einschätzen.
… haben weniger Scheu, über die Krankheit zu sprechen.

6 von 10 Selbsthilfeaktiven …

… begegnen Fachpersonal im Gesundheitswesen auf Augenhöhe.

5 von 10 Selbsthilfeaktiven …

… leben gesünder als zuvor.

Für wen ist Selbsthilfe geeignet?

Selbsthilfegruppen sind ideal für Menschen, die …

  • Gemeinschaft und Verständnis suchen und bereit sind, aktiv an ihrem Thema zu arbeiten
  • eine stabile Grundsymptomatik haben und von sozialer Unterstützung profitieren können
  • neben dem therapeutischen Setting mehr Raum für Austausch wünschen
  • praktische Tipps und emotionale Unterstützung im Alltag suchen
  • ihre Selbstwirksamkeit und Eigeninitiative stärken möchten

Nicht geeignet ist Selbsthilfe für Menschen, die …

  • sich in akuten Krisen befinden (z. B. Suizidgefahr, akute Psychose)
  • starke Misstrauenstendenzen oder Impulsdurchbrüche zeigen
  • erwarten, dass Selbsthilfe Therapie ersetzt oder Wartezeiten verkürzt
  • minderjährig sind
  • zu verletzlich auf fremde Erfahrungen reagieren und Retraumatisierung befürchten müssen

Wie gemeinschaftliche Selbsthilfe Psychotherapie ergänzt

Zahlreiche Fachgesellschaften – darunter DGPPN, BPtK und viele Fachverbände – betonen die Bedeutung der Selbsthilfe als Ergänzung zur professionellen Therapie.
Auch Behandlungsleitlinien wie die Psychotherapie-Richtlinie oder die S3-Leitlinien empfehlen, geeignete Klient*innen aktiv auf Selbsthilfeangebote hinzuweisen.

Ergebnisse der Literatur zeigen: Selbsthilfegruppen können emotionale Entlastung, gegenseitige Unterstützung, Empowerment, Selbstwirksamkeit und Stabilität fördern sowie Klinikaufenthalte verkürzen und die Nutzung professioneller Angebote verbessern (vgl. Hauth & Schneller, 2016).

Therapeut*innen übernehmen hier gewissermaßen eine Lotsenfunktion – sie können den entscheidenden Impuls geben, um Menschen in die Selbsthilfe zu führen.

Was Kiss für Sie tun kann

Wir verstehen dieses Projekt als Dialog auf Augenhöhe. Kiss Mittelfranken möchte Psychotherapeut*innen aktiv unterstützen – mit Wissen, Kontakten und Kooperation.

1. Beratung für Ihre Klient*innen
Wenn Sie den Eindruck haben, dass jemand von einer Selbsthilfegruppe profitieren könnte, verweisen Sie die Person gerne an Kiss. Wir beraten vertraulich und individuell – telefonisch oder vor Ort – und vermitteln den Kontakt zu einer passenden Gruppe.

 

2. Fachinput für Therapeut*innen
Wir kommen gern in Ihre Supervisionsgruppen, Qualitätszirkel oder Fortbildungen.
Dort geben wir Einblicke in die Wirkungsweise und Grenzen von Selbsthilfegruppen – auf Wunsch auch gemeinsam mit Selbsthilfeaktiven.

 

3. Fachveranstaltungen und Tagungen
Ob Infostand, Vortrag oder Workshop: Wir informieren über die mittelfränkische Selbsthilfelandschaft und aktuelle Entwicklungen – auf Verbandstagen, Fachtagungen oder in Kliniken.

 

4. Öffentlichkeitsarbeit
Bestellen Sie kostenlos Flyer und Broschüren, verlinken Sie unsere Webseite oder nutzen Sie unser Videomaterial für Ihre Praxisräume.

 

Sicher fallen Ihnen noch viele weitere Schnittstellen ein, wo wir Sie unterstützen können. Denken Sie immer daran: Alles was Sie tun müssen, ist Hilfestellung leisten, den Rest machen die Betroffenen in den Selbsthilfegruppen unter sich – ein großer Vorteil für alle Beteiligten!

Nehmen Sie noch heute Kontakt zu uns auf, wir vermitteln Sie gerne an eine unserer regionalen Kontaktstellen ganz in Ihrer Nähe. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

  • Telefon: 0911 234 94 49
  • E-Mail: nuernberg@kiss-mfr.de

Veranstaltungen

Mittelfränkische Auftaktveranstaltung

Mi, 29. April 2026, 18 Uhr (online)

 

 

Kiss Nürnberg•Fürth

  • Mo, 29.06.2026, 18 – 20 Uhr – Selbsthilfe trifft Psychotherapie

Kiss Ansbach

  • Di, 29.09.2026, 18 – 20 Uhr – Selbsthilfe trifft Psychotherapie

Kiss Nürnberger Land

  • Di, 10.11.2026, 17 – 19 Uhr – Trialog

Kiss Weißenburg•Gunzenhausen

  • Mo, 12.12.2026, 18 – 20 Uhr – Trialog in Kooperation mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst Diakonie Südfranken 

Kiss Roth•Schwabach

  • Termin wird noch bekannt gegeben – Selbsthilfe-Börse in Kooperation mit der PIA Roth