Es geht wieder los, in dieser Zeit, die auch etwas verrückt ist. Verrückt, weil nicht normal, weil anders, weil unsicher und damit eine Herausforderung für alle, die es betrifft. Die Schultage des Projektes „Verrückt? Na und!“ passen gut in diese Zeit, aber nicht nur, sondern auch darüber hinaus für alle Zeiten. Es geht um Krisen, psychische Erkrankungen, Resilienz, professionelle Hilfsmöglichkeiten und Selbsthilfemethoden. Ein Tandem aus zwei Personen, eine fachlich geschult und die andere persönlich betroffen, gestalten gemeinsam einen Schultag zu diesen Themen. Das Konzept ist von Irrsinnig menschlich e.V. mit Sitz in Leipzig bereits 2001 für Schulen gestartet worden, mittlerweile auch auf Studium und Arbeitswelt ausgeweitet und an vielen Standorten in Deutschland beheimatet.
Kiss Mittelfranken unterstützt dieses Projekt seit einigen Jahren und beteiligt sich im Rahmen der GesundheitsregionPlus an der Durchführung der Schultage. Die ersten in diesem Jahr haben in der FOS/BOS Weißenburg stattgefunden. Die zwei Expert*innen gestalteten in der jeweiligen Klasse Einheiten zu folgenden Themen: Warnsignale psychischer Krisen, jugendtypische Bewältigungsstrategien, Arten von psychischen Erkrankungen, Suizidprävention und Hilfsmöglichkeiten. Im letzten Teil berichtete der/die persönliche Expert*in aus dem eigenen Leben und dem persönlichen Umgang mit Krisen. „Das ist immer der Moment, wo man im Klassenraum eine Stecknadel fallen hören könnte. Das Interesse, die Anteilnahme, aber auch der Respekt vor der Lebensgeschichte! Dass diese Menschen heute hier so sitzen, mit all ihrer Stärke und Hoffnung, ist für alle am eindrucksvollsten,“ erzählt Tanja Günther von Kiss Weißenburg-Gunzenhausen.
Die Resonanz der Schüler*innen und der begleitenden Lehrkräfte war in all den Jahren immer positiv. Geschätzt wird vor allem die Offenheit des Gespräches über diese (Tabu-)Themen, das Wissen, nicht alleine in Krisensituationen zu sein und die Erkenntnis, dass jede*r selbst etwas für die eigene seelische Gesundheit tun kann.
Das ist in Anbetracht von nachfolgenden statistischen Erhebungen (Quelle: Irrsinnig menschlich e.V.) auch äußerst wichtig, denn
• 20% der 13- bis 18-Jährigen haben psychische Gesundheitsprobleme. Die Folgen der Coronapandemie, insbesondere der massive Gebrauch von digitalen Medien, führen zu einem weiteren Anstieg von psychischen Erkrankungen.
• oft vergehen mehrere Jahre, bis Betroffene Hilfe suchen und finden.
• etwa zwei bis drei Millionen Heranwachsende haben mindestens einen Elternteil, der psychisch erkrankt ist.
• 90% der jungen Menschen, die durch Suizid sterben, hatten zuvor eine psychische Erkrankung.
Im Alltag von Kiss Mittelfranken spiegeln sich solche Zahlen in der zunehmenden Nachfrage von jungen Erwachsenen nach Selbsthilfegruppen. Der Bedarf an Austausch über die eigene schwierige Lebenssituation oder Erkrankung ist in Zeiten von Kontaktbeschränkungen deutlich gestiegen und eine Online-Selbsthilfegruppe bietet dafür optimale Voraussetzungen.
Wer mehr über das Projekt „Verrückt? Na und!“ wissen möchte, kann sich bei Irrsinnig menschlich e.V. informieren. Alles zur Selbsthilfe in Mittelfranken finden Sie auf unserer Homepage.