Mein Weg in die Selbsthilfe – Teil 2

In unserer fortlaufenden Reihe ‚Mein Weg in die Selbsthilfe‘ geht es nach der Kontaktaufnahme mit Kiss um die Zeit vor dem Gruppengründungstreffen. 

Was gibt es noch zu tun, bevor es so weit ist?

„Nach meinem netten und motivierenden Telefonat mit der Kiss-Mitarbeiterin vergangene Woche habe ich mich dabei ertappt, wie ich für einen kurzen Moment aus meinem Loch rausgekommen bin und bereit war die wenige Energie, die mir noch blieb, in diese Gruppengründung einzubringen – doch muss ich dies zum Glück nicht allein tun.

Ich habe heute ein persönliches Gespräch in den Büroräumen von Kiss. Wir wollen uns persönlich kennenlernen und noch einige Einzelheiten besprechen: Wer kann an der Gruppe teilnehmen? Wann soll es los gehen? Wo und wann wird sich die Gruppe treffen? Soll die Gruppe einen fancy Namen haben? Wie können andere Menschen von meiner Gruppe erfahren? Soll ich einen Flyer für die Selbsthilfegruppe gestalten, damit ich diesen verteilen kann? Will ich, dass mich fremde Menschen auf meine private Handynummer anrufen, um in die Gruppe zu kommen? Ich merke, dass das doch noch ganz schön viele Fragen sind. Und obwohl ich mich schon auf den Austausch mit den anderen Menschen freue, überlege ich auch jetzt wieder, ob ich den Termin nicht doch wieder absagen sollte. Ich mache es trotzdem und gehe hin.

Meine Sorgen waren unbegründet. Die Fragen, die mir zuvor so massiv erschienen und mich anfingen zu lähmen, wurden im Gesprächsverlauf immer leichter und klarer. Ich habe mich dazu entschieden eine sogenannte ehrenamtliche In-Gang-Setzung für die Gruppenbegleitung am Anfang hinzuzuholen. Diese kann die Treffen so lange begleiten, bis ich mich so sicher fühle, dass ich die Moderation selbst übernehme. Ich wusste bis heute nicht mal, dass es so etwas gibt.“

Die Aufgabe von uns bei Kiss ist es, diesen auf den ersten Blick unbezwingbar erscheinenden Berg, die Gründung einer Selbsthilfegruppe, gemeinsam aufzudröseln und zu zeigen, dass dies mit unserer Unterstützung für jede*n eine Option sein kann. Also machen Sie den ersten Schritt und rufen Sie bei uns an oder ermutigen Sie Menschen in Ihrem Umfeld, vielleicht auch mit Ihrer Unterstützung, diesen ersten Schritt zu tun.

 

Projekt „Selbsthilfe trifft Arbeit“

Viele von Ihnen haben sicher bereits von unserem Projekt „Selbsthilfe trifft Arbeit“ gehört. Seit Anfang dieses Jahres versuchen wir Kontakt zu mittelfränkischen Unternehmen aufzunehmen, um dort die gemeinschaftliche Selbsthilfe vorzustellen. Denn wir sind der festen Überzeugung: Je mehr Menschen von dem Konzept einer Selbsthilfegruppe erfahren, desto mehr Menschen können auch von der Kraft der Selbsthilfe profitieren – in diesem besonderen Fall Arbeitnehmende und Arbeitgebende gleichermaßen. Finanziell wird das Projekt von der AOK Bayern unterstützt.

Seit Projektstart ist an den Standorten unserer mittelfränkischen Kontaktstellen schon so einiges passiert. Was uns ganz besonders freut: Bei vielen Betriebsverantwortlichen, denen die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden am Herzen liegt, stößt der Selbsthilfegedanke auf große Begeisterung – ob nun bei engagierten Geschäftsführenden, Projekt-, Gesundheits- oder Personalmanagenden.

Politische Parteien luden uns zu Veranstaltungen zum Thema „Psychische Gesundheit und Arbeit” ein, die Industrie- und Handelskammer Mittelfranken sowie die Wirtschaftsförderung Altmühlfranken berichteten über das Projekt in ihren Newslettern.

Die GesundheitsregionPlus Nürnberg ermöglichte uns, im Rahmen ihres Netzwerks „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“ das Projekt „Selbsthilfe trifft Arbeit“ online vorzustellen, woraufhin sich ca. 30 Verantwortliche aus mittelfränkischen Unternehmen angemeldet haben. Auf ähnlich großes Interesse stieß das Projekt auch am Runden Tisch BEM (Betriebliches Eingliederungsmanagement) der Metropolregion, zu dem wir ebenfalls für eine Projektvorstellung eingeladen wurden. Viele E-Mails erreichten uns im Nachgang, in denen die Teilnehmenden um weiteres Infomaterial für ihre Betriebsangehörigen baten.

Aber auch über direkte Kanäle konnten wir an Unternehmen aus der Region andocken. Am Gesundheitstag der LEONI GmbH in Roth beteiligten wir uns mit einem Infostand und Vortrag. Die Kolleginnen von Kiss Ansbach waren am Gesundheitstag in der Niederlassung von Bosch in Ansbach-Brodswinden zu Gast, um dort das vielseitige Selbsthilfespektrum in Mittelfranken vorzustellen. Etliche Unternehmen haben unsere Beratungs- und Kontaktadressen in ihre Intranets mitaufgenommen, legen unsere Beratungsflyer an ihren Standorten aus oder denken die Selbsthilfe in betriebsinternen Beratungsgesprächen (BEM, Sozialberatung, Mitarbeitenden-Gespräche) nun mit.

Viele weitere Betriebe wurden von uns persönlich vor Ort, telefonisch oder per Mail kontaktiert. Unsere digitale „Selbsthilfe trifft Arbeit“ Infobroschüre hat bereits einige hundert Zugriffe im Netz. Die Mental Health First Aid Kurse, die wir dank der freundlichen Unterstützung des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Mannheim im Rahmen des Projekts anbieten dürfen, gehen nach zwei gut besuchten Kursen im Frühjahr 2025 in ihre dritte Runde.

Alles in allem können wir bereits jetzt festhalten, dass „Selbsthilfe trifft Arbeit“ in seinem ersten Projektjahr überaus erfolgreich anlaufen konnte. Die Angebote, die wir im Kontext des Projekts ins Leben gerufen haben, scheinen sinnvolle Ergänzungen für die Bemühungen im Gesundheitsmanagement kleiner, mittlerer und größerer Unternehmen in Mittelfranken zu sein. Gleichzeitig sorgen wir auf diesem Weg für noch mehr Reichweite für die mittelfränkische Selbsthilfelandschaft, was den Nachwuchs der Selbsthilfegruppen in der Region stärkt und Neugründungen in Gang bringt.

Nun warten wir gespannt auf 2025. Schon jetzt blicken wir auf geplante Kooperationen mit Firmen wie Messe-Einladungen, In-House-Seminare oder In-House-Vorträge.

Liebe Newsletter-Lesende, wenn auch Sie davon überzeugt sind, dass Ihr Kollegium unbedingt von der Selbsthilfe und von Kiss erfahren sollten, dann werfen Sie gerne einen Blick auf unsere Internetseite zu diesem spannenden Projekt. Vielleicht fallen Ihnen sogar direkte Gesundheitsverantwortliche ein, mit denen Sie im beruflichen Alltag bereits in Kontakt standen und die an unserem Projekt “Selbsthilfe trifft Arbeit“ interessiert sein könnten! Dann tragen Sie diese Information in Ihren Betrieb. Ein ganz herzliches Dankeschön für Ihr Mitwirken!

3. Mittelfränkischer Selbsthilfepreis unter dem Motto „MehrWertVoll“ verliehen

Die Gewinner*innen dieses Jahres sind folgende Gruppen:

  • „Millennials und Gen Z – Zusammen gegen Depression“ aus Nürnberg
  • „Haltestelle – für Frauen mit Brustkrebs“ aus Markt Erlbach
  • „Hörgeschädigte“ aus Erlangen und dem Landkreis Erlangen-Höchstadt

Und den Sonderpreis teilen sich die beiden Gruppen „CRPS – Morbus Sudeck“ und „#schmerzselbsthilfegruppe“.

Wir gratulieren allen Teilnehmenden aus den Gruppen und wünschen ihnen, dass sie weiterhin den Mehrwert der Selbsthilfe für sich selbst wahrnehmen, den wertvollen Beitrag der Selbsthilfe für die Gesellschaft weitergeben und viel Freude beim Ausgeben des Preisgelds haben!

Mit dem Mittelfränkischen Selbsthilfepreis soll der ehrenamtliche Einsatz von Menschen in Selbsthilfegruppen gewürdigt und die Anerkennung der Leistung wie auch des Stellenwertes von gemeinschaftlicher Selbsthilfe in der Öffentlichkeit gefördert werden. Bereits zum dritten Mal lud Kiss Mittelfranken gemeinsam mit der Bürgerstiftung Kerscher am 15. November 2024 zur feierlichen Preisverleihung in den Räumlichkeiten der Paracelsus-Uni ein.

Eine unabhängige Jury, bestehend aus Andrea Carl, Geschäftsführerin des Paritätischen Mittelfranken, Ulla Krämer, Vereinsvorsitzende von Kiss Mittelfranken, Stefan Müller, Geschäftsführer der Bürgerstiftung Kerscher, Prof. Dr. Doris Rosenkranz, Nicole Schmidt vom Bayerischen Rundfunk und Walter Schäfer, Inklusionsbeauftragter des Bezirks Mittelfranken, hat aus über 20 eingegangen Bewerbungen zum Thema “MehrWertVoll“ die drei Selbsthilfegruppen als Preisträger*innen gekürt. Wie immer fiel der Jury die Entscheidung schwer, weshalb kurzerhand noch ein Sonderpreis vergeben wurde, um auch Selbsthilfegruppen zu würdigen, die über Mittelfranken hinaus Teilnehmende in ihre Gruppen mit aufnehmen.

Unter dem begeisterten Applaus der über 80 Teilnehmenden aus der Selbsthilfe, Politik und Fachöffentlichkeit wurde den fünf Gruppen die Auszeichnung überreicht. Das Preisgeld stellt die Bürgerstiftung Kerscher zur Verfügung.

In den Grußworten betonten sowohl der Schirmherr des Mittelfränkischen Selbsthilfepreises, der Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster, als auch die Nürnberger Referentin für Jugend, Familie und Soziales, Elisabeth Ries, den wertvollen Beitrag der vielfältigen Selbsthilfelandschaft in Mittelfranken zu einer ergänzenden Begleitung chronisch kranker Menschen im Gesundheitsweisen und zu einer Zivilgesellschaft, die dringlicher denn je eine demokratische Basis braucht. Der Dank dafür ging an alle mittelfränkischen Selbsthilfegruppen.

Die Laudator*innen Prof. Dr. Thomas Hillemacher, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie am Klinikum Nürnberg, Birgit Kreß, Bürgermeisterin von Markt Erlbach, Dieter Rosner, Referent für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Erlangen, Michael Aue, Redakteur und Filmautor der Medienwerkstatt Franken und Dr. Stefanie Kasper, Schmerzmedizinerin und Oberärztin am Klinikum Nürnberg, hoben die Bedeutung der Preisträger*innen in ihrem ganz speziellen Themenfeld hervor. Dem zunehmenden Anteil junger depressionskranker Menschen bietet die Selbsthilfegruppe „Millennials“ eine Möglichkeit, neue Lebensperspektiven zu entwickeln. Die Gruppe „Haltestelle“ ermutigt krebskranke Frauen, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Die „Hörgeschädigten“ organisieren für sich Unternehmungen, um am Alltag der Hörenden teilzuhaben. Und die Schmerzgruppen knüpfen wichtige Netzwerke, die chronischen Schmerzpatient*innen wirksame Unterstützung anbieten.

Ausklang fand die Feier bei einem leckeren Buffet, das die optimale Grundlage für lockere Gesprächsrunden bot.

Fotos zur Feier finden Sie auf unserer Homepage.

Neues aus Mittelfranken September 2024

Liebe Leser*innen,

frisch aus der Sommerpause möchten wir Sie über die Aktivitäten aus der mittelfränkischen Selbsthilfelandschaft informieren.

Unsere diesjährige Mitgliederversammlung war mal wieder ein schöner Abend mit netten Gesprächen und etlichen Impulsen für die weitere Arbeit.

Der erste Kurs zur seelischen Gesundheit im Rahmen unseres Projektes „Selbsthilfe trifft Arbeit“ ist erfolgreich gelaufen und der nächste steht bereits im Oktober an.

In Sachen Barrierefreiheit haben wir nun unsere Homepage aktualisiert, so dass es für sehbeeinträchtige Menschen leichter wird, die Infos zu lesen.

Unser kiss.blog füllt sich mittlerweile mehr und mehr. Wir laden Sie zum Stöbern und Mitwirken ein.

Und viele Dinge im Leben schiebt man ja gerne. Doch vielleicht sollte man „einfach mal machen“ und sich überraschen lassen, was geschieht.

Als Selbsthilfegruppe stellen wir Ihnen heute CPRS Bayern vor mit einem besonderen Video eines Betroffenen.

Die nächsten Termine von Kiss Mittelfranken finden Sie hier

Wenn Sie mehr über die Selbsthilfe und Kiss Mittelfranken erfahren wollen, dann besuchen Sie unsere Homepage.

Liebe Abonnent*innen, noch eine kurze organisatorische Information des Kiss-Newsletter-Teams: Aus technischen Gründen erhalten Sie heute den letzten Newsletter über unser altes System, ehe wir Mitte Oktober auf die Software CleverReach umstellen. CleverReach mit Sitz in Deutschland ist zu 100 Prozent DSGVO-konform und verarbeitet alle Daten ausschließlich in der EU, was ein Höchstmaß an Sicherheit garantiert – mehr Infos dazu erhalten Sie unter diesem Link.

Was bedeutet diese Umstellung für Sie? Erst mal gar nichts! Wir werden Sie wie gewohnt auch weiterhin kostenlos mit allerlei Infos, News und Einblicken aus dem Verein versorgen, nur eben in einem neuen grafischen Gewand. Sie dürfen also gespannt sein!

Wenn Sie dennoch nicht einverstanden damit sein sollten, dass wir Ihre E-Mail-Adresse zu CleverReach umziehen, können Sie sich bis zum 15.10.2024 unter folgendem Link von unserem Newsletter abmelden.

Es grüßt Sie Ihr Team Kiss Mittelfranken

MHFA Ersthelfer*innen-Kurs für mehr seelische Gesundheit

Im Rahmen unseres Projektes „Selbsthilfe trifft Arbeit“ haben wir vor allem für Arbeitnehmende dieses Jahr ein neues Angebot geschaffen. Erstmalig ist der MHFA Ersthelfer*innen-Kurs bei Kiss Mittelfranken e. V. gelaufen. Ein weiterer ist ab Oktober geplant, passend zur Woche der Seelischen Gesundheit. Termine und Kosten finden Sie hier:  https://kiss-mfr.de/selbsthilfe-trifft-arbeit/ „MHFA Ersthelfer*innen-Kurs für mehr seelische Gesundheit“ weiterlesen

Kiss baut digitale Barrieren ab!

Sicher ist es vielen von Ihnen bereits aufgefallen: Seit kurzem lässt sich beim Besuch unserer Homepage am Seitenrand ein schwarz-weißes Symbol finden. Dabei handelt es sich um Eye-Able Assist, eine Assistenzsoftware zur Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit von Menschen mit Sehbeeinträchtigung. „Kiss baut digitale Barrieren ab!“ weiterlesen

Der kiss.blog ist gestartet – Zeit für ein erstes Fazit!

Am 10. April dieses Jahr war es soweit: Der erste Beitrag auf unserem neuen kiss.blog ist online gegangen. Seitdem sind viele weitere Beiträge hinzugekommen und das Blog-Team ist auf zehn Autor*innen angewachsen – ein toller Erfolg! Einige hundert Besucher*innen haben den Blog bisher besucht. Das Feedback vieler Leser*innen und Multiplikator*innen, die unseren neuen kiss.blog über ihre Kanäle teilen, fällt durchwegs positiv aus. „Der kiss.blog ist gestartet – Zeit für ein erstes Fazit!“ weiterlesen

Wenn ich es nicht schon getan hätte, würde ich es jetzt tun

“Seit Tagen schleiche ich um das Telefon rum und kann mich nicht dazu durchringen. Was soll ich sagen? Wer ist da am anderen Ende der Leitung? Ist das wirklich eine gute Idee? Dann mache ich es doch. Ich wähle die Nummer, die ich mir schon vor Monaten aus dem Internet herausgeschrieben habe. Es klingelt, einmal, zweimal. Ich könnte wieder auflegen. „Wenn ich es nicht schon getan hätte, würde ich es jetzt tun“ weiterlesen