Wenn ich es nicht schon getan hätte, würde ich es jetzt tun

“Seit Tagen schleiche ich um das Telefon rum und kann mich nicht dazu durchringen. Was soll ich sagen? Wer ist da am anderen Ende der Leitung? Ist das wirklich eine gute Idee? Dann mache ich es doch. Ich wähle die Nummer, die ich mir schon vor Monaten aus dem Internet herausgeschrieben habe. Es klingelt, einmal, zweimal. Ich könnte wieder auflegen. Bis der Gedanke zu Ende gedacht wurde, hebt jemand ab. Eine nette Frauenstimme meldet sich und fragt nach meinem Anliegen. Ich bin nervös und schildere etwas umständlich, was ich möchte. Im Laufe des Gesprächs werde ich immer ruhiger und entspannter. Erzähle von mir, meinen Problemen und Ängsten. Wir kommen auf Selbsthilfegruppen zu sprechen, doch leider gibt es zu meinem Thema keine vor Ort. Ich bin etwas enttäuscht, erhalte aber das Angebot, dass ich gemeinsam mit Kiss eine neue Gruppe gründen könnte. Hm, was das genau heißt, bekomme ich sofort erklärt und merke, dass es eigentlich ganz einfach geht. Von Kiss erhalte ich Unterstützung und sogar Begleitung bei den ersten Treffen, je nach Bedarf und wie es dann läuft.

Das klingt gut und mutig sage ich zu. Ich kann eigentlich nur gewinnen. Mein Anliegen ist so einfach: ich will nicht mehr allein sein mit dem, was mich beschäftigt, ich will andere kennenlernen, die so in etwa wissen, wie es mir geht und was mich umtreibt. Vielleicht bekomme ich auch noch ein paar Tipps oder treffe sogar Menschen, mit denen ich etwas zusammen unternehmen oder die ich unter der Zeit mal privat anrufen kann. Bei diesen Gedanken merke ich plötzlich, wie ich mich auf den ersten Termin freue. Und ich bin stolz auf mich selbst, weil ich doch endlich angerufen habe.”

Eine neue Gruppe gründen kann jede*r. Wir von Kiss unterstützen dabei – bei der Suche nach Gleichgesinnten, nach dem passenden Raum, bei der Öffentlichkeitsarbeit, beim ersten Treffen, einfach bei allen Fragen, die dazu auftauchen. In erster Linie ist es nicht entscheidend, ob die Gruppe dauerhaft zustande kommt. Das ist natürlich wünschenswert, aber viel wichtiger ist es, dass sich Menschen zusammenfinden, um sich gegenseitig auf ihrem Weg zu begleiten, im Bedarfsfall auch mal nur für eine kurze Zeit. Wenn Sie ebenfalls Gleichgesinnte suchen, dann melden Sie sich bei uns und wenn es keine Gruppe gibt, dann gründen wir einfach zusammen eine!

So wie viele andere in letzter Zeit. Das Spektrum ist vielfältig: Borderline, Angehörige um Suizid, Eltern von AD(H)S-Kindern, Sklerodermie, Long Covid, Angehörige Suchtkranke, Vitiligo, Jung & Allein, und und und …