Gruppengründungen durch Kiss

Ein Beispiel aus der Telefonberatung
Anrufer: „Hallo, ich suche eine Selbsthilfegruppe zum Thema Depression.“
Beraterin: „Hallo, sehr gerne gebe ich Ihnen hierzu weitere Informationen. Wenn Sie mir ihr Alter verraten, dann kann ich schauen, welche Gruppe in ähnlicher Lebensphase gut passen könnte.“Anrufer: „Ich bin 23.“
Beraterin: „Danke. Leider ist die Gruppe aus Nürnberg, wo sich ausschließlich junge Menschen mit Depressionen treffen, derzeit für neue Mitglieder geschlossen. Gerne unterstützen wir Sie jedoch dabei eine neue Gruppe zu gründen.“

Die Nachfrage nach psychischen Erkrankungen war schon immer sehr groß, doch explizit der Andrang nach Gruppen mit jüngeren Teilnehmenden ist in den letzten Jahren gestiegen. So war es kein Wunder, dass die Gruppe „Junge Menschen mit Depression“ aus Nürnberg im Laufe dieses Jahres auf Grund zu hoher Nachfrage für Neue vorerst schließen musste. Der Bedarf blieb jedoch. So nahmen wir das Heft selbst in die Hand und wagten uns an zwei Gruppengründungen, beide zum Thema Depression.

Es entstand eine kleine Gruppe für Menschen zwischen 35 und 50 Jahren in Nürnberg, die von einem In-Gang-Setzer begleitet wird. Dieser bemüht sich unter anderem darum, Verantwortliche für bestimmte Aufgaben zu finden: Ansprechperson für Neuinteressierte, Schlüsselübernahme, Moderation des Gruppentreffens.

Die Fürther Gruppe für junge Menschen bis 35 Jahren sollte in Kooperation mit dem sozialpsychiatrischen Dienst für Stadt und Landkreis Fürth initiiert werden. Leider fanden sich dafür zu wenige Personen, die verbindlich an einer Gruppe teilnehmen wollten. Aber es konnte zumindest einer Betroffenen eine kurzfristige, überbrückende Hilfe angeboten werden, was definitiv als Erfolg zu verzeichnen ist. Hierbei hat sich wieder deutlich gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit unter allen Akteur*innen des Gesundheits- und Sozialwesens sehr wichtig ist.

Initiierungsversuche durch die Kontaktstelle sind ein Versuch, Betroffene und Interessierte zusammen zu bringen, gerade wenn es immer wieder Anfragen zu einem bestimmten Thema gibt und keine Gruppenvermittlung stattfinden kann. Allerdings zeigt mittlerweile auch die Erfahrung, dass eine Gruppengründung aus persönlichem Interesse Einzelner oft erfolgsversprechender ist. Und so gilt es für uns Selbsthilfeunterstützer*innen weiterhin genau abzuwägen, wann wir von uns aus eine neue Gruppe ins Leben rufen oder doch eher warten bis jemand aus eigener Betroffenheit die Initiative selbst in die Hand nimmt.

In jedem Fall wünschen wir der neuen Nürnberger Depressionsgruppe gutes Gelingen und einen wertvollen Austausch bei ihren Treffen.