Gesundheitskioske für alle


Eine schöne Vorstellung: deutschlandweit gibt es „Kioske“, die jede Person ohne Anmeldung mit Fragen rund um die Gesundheit aufsuchen kann. In einer Stadt wie Nürnberg oder Erlangen könnten sie an die Kulturläden oder Bürgertreffs angebunden sein, in der ländlichen Region könnte ein Bus unterwegs sein, der jeden Tag in einer anderen Gemeinde Station macht.
Ein Gesetzentwurf zur Stärkung der Gesundheitsversorgung in den Kommunen liegt seit einigen Monaten vor und wird im Gesundheitswesen durchaus konträr diskutiert.
Diese Idee eines Gesundheitskiosks ist auch für viele Teilnehmende aus Selbsthilfegruppen interessant. Nicht nur, um weitergehende Informationen oder Unterstützung zu bestimmten Krankheitsthemen zu bekommen, sondern auch, um evtl. Räume für ihre Gruppentreffen nutzen zu können.

Welches Ziel soll mit diesen Kiosken verfolgt werden?
• Die Gesundheitsversorgung vor Ort, also in der Gemeinde oder im Stadtteil, soll gestärkt werden. Es könnten Sprechstunden von Hebammen, Physiotherapeut*innen oder Ärzt*innen angeboten werden. Es könnte Beratungen zu sinnvollen unterstützenden Maßnahmen bei bestimmten Erkrankungen geben oder zu speziellen präventiven Kursangeboten, die in der Nähe stattfinden.
• Durch diese ganz persönlichen Beratungsangebote soll die individuelle Gesundheitskompetenz erhöht werden, so dass wir uns alle besser im Gesundheitswesen zurechtfinden.

Und was können die Gesundheitskioske dazu beitragen?
• Vorgesehen ist ein Zusammenwirken der Gesundheitsämter und der entsprechenden Beratungsstellen – vor allem auch der Pflegestützpunkte – mit den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen. Im Idealfall sind noch Ärztenetzwerke, die Apotheken, Hebammen und andere medizinische Versorger mit an Bord, um eine gemeinsame, sinnvolle Strategie zur Schließung der Versorgungslücken zu entwickeln.
• Der Gesundheitskiosk sollte in einer größeren Stadt zentral gelegen, gut erreichbar und barrierefrei sein. In ländlichen Regionen wäre es sicherlich sinnvoll, über einen Gesundheitsbus nachzudenken, der durch die Landkreise tourt. Ohne Terminvergabe kann jede*r erste Informationen bekommen.

Und wie soll dieses Projekt finanziert werden?
• Bisher steht im Raum, dass 80 % der Kosten von den Krankenkassen übernommen werden müssen und der Rest von der Kommune oder dem Landkreis. Dafür müssen Verträge zwischen den Städten/Landkreisen und den Krankenkassen auf Landesebene geschlossen werden.
• Sinnvoll wäre es auf jeden Fall, wenn sich auch noch weitere Sozialversicherungsträger an den Kosten beteiligen.

Was könnten die Aufgaben im Detail sein?
1. Sie könnten als sogenannte Lotsen im Gesundheitswesen fungieren:
a. Allgemeine Beratungs- und Unterstützungsangebote zu medizinischen und damit verbundenen sozialen Fragen.
b. Beratung, Empfehlung oder Vermittlung zu präventiven Angeboten oder Früherkennungsuntersuchungen.
c. Beratung und Vermittlung zu notwendigen medizinischen Behandlungen, um Ärzt*innen und Kliniken zu entlasten.
2. Sie könnten Unterstützung bei dafür notwendigen Anträgen oder ähnlichem anbieten.
3. Sie könnten selbst Informationsveranstaltungen zu Gesundheitsthemen organisieren oder an entsprechende Veranstaltungen in anderen Einrichtungen verweisen.
4. Sie könnten zur Verbesserung der Netzwerkstrukturen im psychosozialen und im Gesundheitsbereich beitragen.
5. Sie könnten Räume für Kurse oder Selbsthilfegruppen anbieten.

Wo könnten die Gesundheitskioske stehen?
Wenn das Konzept in ganz Deutschland umgesetzt wäre, würde ein Gesundheitskiosk 80.000 Einwohner*innen zur Verfügung stehen. Sinnvollerweise sollten die Kioske in Stadtteilen stehen, in denen sozial benachteiligte Menschen leben. Bekanntermaßen ist dort die ärztliche Versorgung schlechter, werden die Menschen aufgrund der sozialen Verhältnisse eher krank und wissen häufig nicht, wo sie sich für präventive Angebote und zur Förderung der Gesundheit hinwenden sollen.
Wenn in diesen Stadtteilen ein Gesundheitskiosk mit all seinen Angeboten an einem belebten Ort aufgebaut wird, hat er gute Chancen angenommen zu werden und langfristig zu einer Senkung der Kosten im Gesundheitsbereich beizutragen.

Wo gibt es schon Gesundheitskioske?
Es gibt schon einige Gesundheitskioske in Deutschland, die unterschiedlich benannt werden und die auch verschiedene Konzepte verfolgen.
Wer sich darüber informieren möchte, findet hier entsprechende Beispiele:
• Gesundheitskiosk Hamburg
• Gesundheitskiosk Aachen
• Gesundheitsladen München
• Gesundheitskollektiv Berlin

Wir teilen diesen Beitrag in unserem Newsletter, weil die Diskussionen zu den Kiosken in den großen Städten Mittelfrankens schon geführt werden und es sicherlich gut ist, wenn sich die Selbsthilfegruppen mit ihrer besonderen Expertise in diese Diskussionen mit einklinken. Weitere Informationen dazu bekommen Sie bei Kiss Nürnberg.