MHFA Ersthelfer*innen-Kurs für mehr seelische Gesundheit

Im Rahmen unseres Projektes „Selbsthilfe trifft Arbeit“ haben wir vor allem für Arbeitnehmende dieses Jahr ein neues Angebot geschaffen. Erstmalig ist der MHFA Ersthelfer*innen-Kurs bei Kiss Mittelfranken e. V. gelaufen. Ein weiterer ist ab Oktober geplant, passend zur Woche der Seelischen Gesundheit. Termine und Kosten finden Sie hier:  https://kiss-mfr.de/selbsthilfe-trifft-arbeit/

Knapp 30% der erwachsenen deutschen Bevölkerung leidet innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung. Das bedeutet: Fast alle Menschen kennen in ihrem persönlichen Umfeld Personen, die unter psychischen Problemen leiden oder in der Vergangenheit betroffen waren. Es ist wichtig, psychische Probleme bei Angehörigen, im Freundeskreis oder Arbeitsumfeld zu erkennen, auf die Menschen zuzugehen und ihnen Hilfe anzubieten. Denn je früher Betroffene professionelle Hilfe erhalten, desto höher sind die Chancen auf Gesundung.

Der MHFA Ersthelfer*innen-Kurs für psychische Gesundheit verbessert das Wissen über psychische Gesundheit, vermindert stigmatisierendes Verhalten, steigert das Vertrauen in die eigenen Hilfekompetenzen und stärkt die eigene psychische Gesundheit. Im Kurs erfolgt zunächst die Vermittlung von Basiswissen zu psychischen Störungen. Daran anknüpfend werden konkrete Erste-Hilfe-Maßnahmen bei sich entwickelnden psychischen Gesundheitsproblemen und bei akuten psychischen Krisen erlernt und durch praktische Übungen verfestigt.

Und wie das konkret aussieht, können Sie in dem persönlichen Bericht einer Teilnehmerin lesen:

„Meine Mutter nahm sich nach 10 Jahren Leiden an einer Depression das Leben. 40 Jahre später erkrankte mein Bruder durch Arbeitsplatzverlust während Corona ebenfalls daran. 3 Jahre quälte er sich, wurde aufgrund von Fachkräftemangel viel allein gelassen. 2 Medikamentenversuche scheiterten. Ich hielt Kontakt mit ihm und er bekam einen Termin bei einer Psychiaterin, die die Schwere der Situation erkannte. Sie schlug ihm vor, sich sofort stationär in die Psychiatrie aufnehmen zu lassen. Für mich eine Katastrophe, Erinnerungen kamen hoch an unsere Mutter. Das Gefühl, ich lasse ihn schutzlos allein.

Über das Geschwisternetzwerk für Psychisch Erkrankte fand ich einen Hinweis auf den MHFA Ersthelfer*innen-Kurs. Eine Schwester berichtete, dass ihr der Kurs beim Verständnis im Umgang mit ihrem Bruder geholfen habe. Während mein Bruder in der Psychiatrie war, meldete ich mich an.

Schon nach der ersten Stunde verstand ich, warum mein Bruder sich verhielt, wie er es tat. Selbst die langsamen Bewegungen gehörten zum Krankheitsbild. Auch konnte ich privat einem jungen Mann sagen, dass er gute Chancen habe, wieder gesund zu werden, da er sich mit seinen Depressionen früh in Behandlung begeben habe. Man konnte seine Erleichterung hören.

Mein Bruder bekam neue, besser verträgliche Medikamente, wurde menschenwürdig behandelt, kam anschließend in die Tagesklinik. Er bedankte sich mehrfach bei mir, dass ich ihn da hingebracht habe. Mein schlechtes Gewissen schwand. Im Laufe des Kurses verstand ich, dass ich 3 Jahre lang Erste Hilfe geleistet hatte, dass er nun endlich in den richtigen Händen war, er jederzeit dort wieder Hilfe suchen kann. Und von mir ist eine Riesenlast abgefallen.

Ich bin dankbar für den Kurs, die Beantwortung meiner Fragen, das Hintergrundwissen, das sehr anschauliche Filmmaterial, wie man Gespräche führen kann und für unsere kompetente, offene und auch humorvolle Kursleiterin.

Besten Dank und nur Mut, einen Kurs zu besuchen.“ – Monika W.