Eigentlich könnte alles doch ganz leicht sein…

Tipps und Tricks für die Gemeinschaftliche Selbsthilfe

Manchmal kann es schwer in der Gruppe sein, wenn alle Verantwortung bei einer Person liegt. Denn wenn die nicht da ist, läuft plötzlich nichts mehr rund. Unzufriedenheit breitet sich aus. Die einen sind überfordert und beklagen sich darüber, die anderen wissen nicht, wie sie die Dinge verändern könnten. Dabei wäre es doch eigentlich ganz einfach, das Gruppenleben für alle viel leichter zu gestalten.

Beispielsweise könnte es so ablaufen:
Zwei neue Teilnehmerinnen sind zum ersten Mal in der Selbsthilfegruppe für Menschen in vorübergehenden Lebenskrisen. Sie werden willkommen geheißen und können sich kurz vorstellen – dann schauen sie erwartungsvoll in die Runde.

Sarah beginnt: „Also, wir sind eine Gruppe, die die Treffen gemeinsam gestaltet. Wir treffen uns aber nicht immer in einer Gesprächsrunde. Manchmal schauen wir zusammen einen Film an, treffen uns im Biergarten, gehen an der Pegnitz spazieren oder, oder…“ Caro ergänzt: „Heute sind nicht alle da, vier weitere Teilnehmende fehlen. Wenn Neue in unsere Gruppe kommen, erzählen wir immer ein bisschen, wie es bei uns in der Gruppe abläuft, damit ihr wisst, auf was ihr euch da einlasst. Das Wichtigste für uns ist, dass jede*r Einzelne so viel in die Gruppe einbringt, wie er/sie kann. Wir haben uns vor einem halben Jahr gemeinsam auf ein paar Grundregeln geeinigt, die wir euch kurz vorstellen und die ihr dann daheim nochmals durchlesen könnt.“

„Wir legen z.B. am Anfang des Jahres zwei oder drei Treffen fest, an denen wir uns ausschließlich über Organisatorisches, über geplante Unternehmungen und über unsere Regeln unterhalten“, fährt Stefan fort. „Da stimmen wir dann auch darüber ab, wenn sich etwas ändern sollte. Und wir legen so in etwa fest, wer wann die Moderation bei den Gruppentreffen übernehmen kann.“

Die Teilnehmenden der Gruppe erzählen alles Weitere, was sie für das erste Mal für wichtig erachten: „Dadurch haben wir es dann bei den Gesprächsrunden leichter. Wir beginnen meistens mit einem Blitzlicht, bei dem alle sagen können, wie es ihnen so in der letzten Wochen ging und über was sie gerne reden möchten. Dann suchen wir uns ein Thema aus oder auch zwei, drei Themen und legen fest, wie viel Zeit wir uns für die einzelnen Themen nehmen wollen.“

„Wenn wir es für notwendig erachten, benennen wir auch noch eine*n „Hüter*in der Zeit“. Die Aufgabe ist, ein bisschen darauf zu achten, dass der zeitliche Rahmen eingehalten wird und jemand nicht zu lange redet.“
„Ganz wichtig ist uns noch die Verbindlichkeit: Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, in der wir kurz schreiben, wenn wir nicht teilnehmen können, so dass alle Bescheid wissen. Die WhatsApp-Gruppe wird ausschließlich dafür genutzt – sonst findet da keine andere Kommunikation statt!“

„Ihr als Neue könnt jetzt einfach mit dabei sein, dürft euch gerne in die Gesprächsrunde einbringen und am Ende habt ihr kurz Zeit, um Fragen zu stellen. Schön wäre es, wenn ihr uns eine Rückmeldung gebt, ob ihr das nächste Mal wieder mit dabei seid. Alle anderen Regeln bezüglich des Gruppengesprächs und der Vertraulichkeit untereinander werdet ihr im Laufe der Zeit mitbekommen.“

In dieser Selbsthilfegruppe ist die Verantwortung auf vielen Schultern verteilt. Jede Person trägt so viel dazu bei wie sie kann. Neben den Gesprächsrunden gibt es Unternehmungen und andere Formen der Treffen, um das soziale Miteinander zu stärken. Alle kennen die Regeln der Gruppe und wissen, wann was stattfindet. Alle können bzw. sollen eine Aufgabe übernehmen, damit niemand durch ein „Zuviel“ an Aufgaben überfordert wird. Neue Teilnehmende bekommen eine Einführung in das Prinzip der Gemeinschaftlichen Selbsthilfe und können dann entscheiden, ob das für sie passt.

Eigentlich ist das doch ganz leicht, oder?